Foto Skizzen, Kommentare, Überlegungen von Assoc. Prof. Dr. Andreas Becker, Tōkyō. Über diese Seite
2023 II, Archiv: 2023 I, 2022 II, 2022 I, 2021 II, 2021 I, 2020. Zur Song-Seite

2023.12.31

Playlist Silvester 2023

Liebe Besucherinnen und Besucher dieser Homepage,
ich wünsche Ihnen einen guten Rutsch und alles Beste für 2024! 良いお年を。
Ihr
Andreas Becker
✭✭✭
PLAYLIST Silvester 2023
1. Beatles Now and Then (2023) [Link Youtube]
2. Marvin Gaye 'T' Stands For Time (1971/2021) [Link Youtube]
3. Antonio Carlos Jobim O Morro Não Tem Vez (1963) [Link Youtube]
4. Bobby Womack Across 110th Street (1973) [Link Youtube]
5. Marvin Gaye Ain't No Mountain High Enough (1967) [Link Youtube]
6. Ten Years After I'd Love to Change the World (1971) [Link Youtube]
7. Marvin Gaye You (1967) [Link Youtube]
8. Eric Burdon and the Animals House of the Rising Sun (1964) [Link Youtube]
9. Rammstein Bestrafe mich (1997) [Link Youtube]
10. Depeche Mode Everything Counts (1983) [Link Youtube]
11. Sergio Mendes & Brasil '66' Slow Hot Wind (1966) [Link Youtube]
12. Robin Schulz Killer Queen (2023) [Link Youtube]
13. Marvin Gaye Inner City Blues (Make Me Wanna Holler) (1971) [Link Youtube]
14. Nightmares on Wax You Wish (2014) [Link Youtube]
15. Bobby Womack California Dreamin' (1968) [Link Youtube]
16. Nightmares on Wax Imagineering (2021) [Link Youtube]
17. Future Puffin on Zootiez (2022) [Link Youtube]
18. Future Sh!t (2013) [Link Youtube]
19. Young Thug feat. Future Cars Bring Me Out (2023) [Link Youtube]
20. Joyner Lucas & Future Blackout (2023) [Link Youtube]
21. U2 Every Breaking Wave (2014) [Link Youtube]
22. B.B. King The Thrill Is Gone (1969/1993) [Link Youtube]
23. Otis Redding Pain in My Heart (1964) [Link Youtube]
24. Otis Redding That's How Strong My Love Is (1965) [Link Youtube]
25. Otis Redding I've Got Dreams to Remember (1968) [Link Youtube]
26. Otis Redding My Girl (1965) [Link Youtube]
27. Bobby Womack Nobody Wants You Whe You're Down And Out (1973) [Link Youtube]
28. Marvin Gaye Running From Love (1971) [Link Youtube]
29. Elvis If I Can Dream (1968) [Link Youtube]
30. U2 New Years Day (DJ Tony Vee Remix) (1983/2023) [Link Youtube]
Zugabe
Udo Jürgens Griechischer Wein (1975) [Link Youtube]

Soundskizzen

Versuch eines Klavierstücks
[mp3]
Wehrhafte Demokratie, Roland T-8-Beats
[mp3]

2023.12.30

Die Kunst des Beat Making

Salaam Remi

Malo Beats



Marlow Digs



Kimbra

Accurate Beats

TnTXD

Grind

2023.12.29

Aquarellserie Wirbelsäule

Wirbelsäule, Digitalaquarelle

Neuer Song: Reise ins Innere

Reise ins Innere
[mp3]

2023.12.28

Über Schmerz

Was ist das, der Schmerz? Üblicherweise haben wir keine Schmerzen, so ist unser Leben eine Abwesenheit von Schmerz. Diese Schmerzfreiheit wird uns zur Gewohnheit und andere Dinge, manchmal banale, ärgern uns, weil wir nicht ahnen, wie der Schmerz alles verkehren kann. Wir sind naiv. Tritt er auf, legt sich ein Schmerzgefühl über alle anderen Leibgefühle, Sensorien und Stimmungen. Es ist, als ob wir eingespannt wären in den Schmerz, er uns wie ein starkes Feld umgibt, welches uns gleichzeitig durchdringt und unsere Aufmerksamkeit bindet. Wir können nichts mehr tun, nichts mehr denken, alles wird vom Schmerz bestimmt. Der Schmerz ist ein innerer und äußerer Käfig, man kann ihm nur entkommen, wenn man seine Ursache kennt. Er also fordert uns auf, er zwingt uns, seine Ursache zu beheben. Aber dies ist nicht einfach. Wir selbst sind oft ahnungslos. Es hilft, dass jeder Schmerz, jedes Schmerzgeschehen eine Typik aufweist, die einen Hinweis gibt und Diagnosen erlaubt. Dazu haben Schmerzen bestimmte Orte, sie verweisen bereits auf Körperregionen, dazu begleiten sie Symptome. Die Sprache hilft, die Schmerzen zu bestimmen. Es gibt stechende, pulsierende, ziehende Schmerzen. Auch ist es uns möglich, die Stärke von Schmerzen auf einer Skala zu beurteilen. Je mehr wir mit Hilfe Anderer den Schmerz bestimmen und lokalisieren, umkreisen und verstehen ihn in seiner Stummheit. Manchmal haben schlimmste Schmerzen einfache Ursachen. Es gibt aber auch komplexe Schmerzen. Das Quälende ist, dass der Schmerz uns nicht loslässt. Auch Schmerztabletten senken ihn nur herab, er klopft noch leise an, hat aber für Stunden seine alles bestimmende Macht verloren. Das kann unglaublich viel Hoffnung machen.

2023.12.25

Rezension Ozu

Lilian Gottsche hat mein Ozu-Buch rezensiert! ☺️
„Die äußerst detailreiche und angenehm zu lesende Analyse von Ozus Arbeiten eröffnet eine neue Welt des Films und lässt Leser_innen in eine andere kulturelle Perspektive eintauchen. Beckers Begeisterung für das Thema überträgt sich während des Lesens auf die Rezipient_innen und begleitet durch diese facettenreiche Monografie.“ (Ebenda, S. 51)[Link]
Gottsche, Lilian: Andreas Becker: Yasujirō Ozu, die japanische Kulturwelt und der westliche Film: Resonanzen, Prämissen, Interdependenzen. In: MEDIENwissenschaft: Rezensionen | Reviews, Jg. 40 (2023), Nr. Sonderpublikation 1, S. 49-51. DOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/20154.

Neue Sounds

Roland T-8, Signal direkt live aufgenommen
[mp3]
Colour of Space, Korg Modwave MkII, Signal direkt live aufgenommen
[mp3]

2023.12.24

Frohe Weihnachten! Merry Christmas!

Mensch und Institution

Was ist eine Institution?
Institutionen sind Meta-Wesen, Leviathane, sie repräsentieren und generieren einen abstrakten Willen, der sie einst stiftete. Eine bestimmte Funktion ist in ihnen verwirklicht und die Institution hat die Macht, allein dieses spezifische Moment zu generieren und zu realisieren. Dies ist abstrakt durch Statuten, Gesetze, Verordnungen etc. festgelegt. Institutionen verändern sich aber, sie führen ein Eigenleben und dynamisieren sich, entfernen sich mitunter sehr von ihrer ursprünglichen Funktion.
Institutionen haben ein anderes Zeitmaß als der Mensch, sie überdauern Individuen und politische Systeme und behaupten eine Unabhängigkeit. In unserer heutigen atomisierten Gesellschaft existieren Kollektive in der Regel nur in Institutionen. Die Menschen selbst vermögen es nicht mehr, kollektive soziale Gebilde durch Assoziation zu erzeugen. Damit geht eine Bürokratisierung des Sozialen einher.
Architektur und Macht
Treten Menschen mit Institutionen in Kontakt, so werden sie in der Regel Gebäude aufsuchen, nachdem sie im Internet nachschauten oder von diesen aus anderen Quellen erfuhren. Institutionen werden durch Architektur und durch architektonische Räume repräsentiert. Damit ist eine gewisse autoritäre Macht bereits gesetzt. Der geschichtliche kollektive Wille ist in die Bauten geronnen. Man tritt als Individuum in das Gebäude ein und wird von der Institution und ihren diffusen Normen umfasst, sei dies eine Schule, eine Universität, eine Behörde, Firma oder ein Krankenhaus. Der Einzelne versucht sich zu orientieren und ist auf Pförtner, Hinweisschilder, auf vereinbarte Termine, Ansprechpartner etc. angewiesen. Man ist der Fremde und tritt an dieses anonyme Wesen, das sich in der Architektur vergegenständlicht hat, mit einem Gesuch heran. Von Beginn an ist damit ein Gefälle gegeben, dass man abgewiesen wird, man der Form zu entsprechen hat.
Vertreter der Institution
Es wird auch unmittelbar deutlich, dass die Menschen, denen man dort begegnet, Vertreter der Institution sind, sie arbeiten in ihr. In ihnen wird diese fungibel. Nur das gilt als Gesprächsthema und Umgangsform, was offiziell ist. Sie stellen ihr Leben in den Dienst der Institution, erhalten im Gegenzug dazu eine gewisse Lebenssicherheit und einen Lohn. Der Gestus des Alltags verschiebt sich, man ist mit der Architektur in eine bestimmte Geisteshaltung hineingestellt, ohne genau sagen zu können, worin diese besteht. Man versucht sie zu erkunden, zu erahnen, abstrakt zu bestimmen, aber das gelingt nur partiell. Es gibt also einen offiziellen Willen, an dem man partizipieren will, an dem man aber zunächst nur durch Passivität teilhaben kann, indem man sich den Normen fügt und diese vorwegnimmt. Die Macht der Institution liegt in ihrer Gunst dem Neuling gegenüber. Sie hat bestimmte Kriterien, die man nur vage kennt und von denen man hofft, dass sie einen in diese Gunst bringen. Man erhofft sich Vorteile dadurch, Sicherheit, Renommee, Zertifizierungen. Oftmals bleibt einem nichts übrig. Man muss einen Typus einer bestimmten Institution, etwa der Schule, durchlaufen, kann aber die konkrete Institution wählen. Da es häufig nur wenig Alternativen gibt bzw. der Aufwand, eine zweite Institution anzurufen, beträchtlich ist, entstehen Machtgefälle und Abhängigkeiten. Man kann vielleicht Institution 1 ignorieren, ist aber dann auf Institution 2 angewiesen.
Man wird zum Vertreter einer Institution, indem man sich bewirbt, von ihr aufgefordert wird und sich schließlich in die juristische Person vertraglich in einem Akt der Aufnahme (Vertragsunterzeichnung, Eid) eingliedert. Ist man Vertreter der Institution, repräsentiert man deren abstrakten Willen, muss also bereit sein, ihren Willen vorausahnen zu können. Von diesem Zeitpunkt an ist das Gefühlsleben in einen Privatmenschen und einen Institutionsmenschen gespalten. Selbst wenn Verwandte, Freunde etc. - und gerade sie - Anfragen haben, muss man die Vertrauensregeln transzendieren und diese wie Fremde behandeln. Man würde sonst in den Verdacht der Befangenheit oder Bestechung geraten, die Perspektive unauthorisiert verschieben. Diejenigen Menschen, die die Institution perfekt zu imitieren vermögen, sind sehr erfolgreich. Sie assoziieren sich mit jenen, die eine ebensolche Charaktermetamorphose nicht als befremdlich empfinden, sondern diese regelrecht feiern, also diese offizielle Seite zu ihrer Persönlichkeit machen. Ihr Ausgleich ist das, was andere suchen: materieller Wohlstand, Zugehörigkeit zu einer Elite, Prestige.
Kommunizieren Menschen mit Institutionen, so verkehrt sich die Kommunikation. Sie müssen deren diffusen Regeln der Ansprache einhalten, obwohl diese niemals explizit werden. Zu groß wäre die Gefahr der Nichtbeachtung. Irgendwann entwickelt man ein Gefühl dafür, kennt die verschobene Semantik, die Floskeln und Wendungen, die es zu beachten gilt.
Wandel der Institutionen
Bis in die 1980er Jahre waren die Institutionen durch eine klare Definition ihrer Funktionen, Homogenität und Transparenz gekennzeichnet. Es galten innerhalb und außerhalb der Institutionen Regeln, man sprach etwa von einer ‚Laufbahn‘. Diese Gebilde waren nicht flexibel, aber vorhersehbar, gaben im Namen des Wohlfahrtsstaats Sicherheit und man wurde für Leistungen belohnt (meritokratisches Prinzip), der Tüchtigste wurde befördert. Es war klar umrissen und definiert, was die Institutionen können und was nicht, sie machten einander nicht Konkurrenz, sondern standen in Koexistenz zueinander. Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich die Idee der Institution in Europa, vor allem in Deutschland, massiv verschoben. Tugenden wie Fleiß, Zuverlässigkeit, Leistung, Achtung und Taktgefühl (Adorno geht in Minima Moralia so wunderbar darauf ein) gelten nur mehr bedingt. An ihrer Stelle tritt eine Vielzahl von diffusen Regeln. Weil die Stellen nur noch temporär ausgeschrieben werden, identifiziert sich niemand mehr mit der Institution oder ihrem Willen. Man wird auch nicht durch Leistung befördert, sondern dadurch, dass man die Institutionen gegeneinander ausspielt. Sobald sich der Erfolg in Institution 1 einstellt, bewirbt man sich bei der Konkurrenz und erhält ein besseres Angebot. Das führt zu einer Destruktion sämtlicher sozialer Kontakte und zu einer Verunsicherung auch innerhalb der Institutionen. Man erkennt dies etwa an der formalen Sprechweise, die alles durchzieht, an den Hotlines, die nur mit geringfügig geschultem Personal besetzt sind etc. Das Zwischenmenschliche, was man Menschen antut, wenn man sie aus der Institution entlässt, hat keinen Ort mehr. Jeder trägt sein eigenes Risiko, betreibt ‚Institutionshopping‘ so gut es geht und pokert bei der Einstellung. Überhaupt geht es nicht mehr um Autoritäten im Sinne von Menschen, die etwas verantworten, sondern eher darum, Souveränität gekonnt und überzeugend vorzutäuschen. Namedropping, lange Publikationslisten, berühmte Adressen und renommierte Institute etwa gelten mehr als die eigentliche Forschung und deren Inhalt. Wichtig ist es, alles zu können bzw. bereit dazu zu sein, so zu tun, als könne man alles. Der Beweis, dass man die institutionelle Sprache versteht, ist heute, dass man alles vortäuschen kann, den richtigen Habitus am richtigen Ort zeigt. Das kritische Denken ist dabei ein Gestus unter vielen geworden. Es ist Usus, dass man es an irrelevanten Gegenständen wie ein Feuerwerk effektvoll aufführt. Aber oft gilt auch das nicht mehr. In Konsequenz haben die Menschen resigniert. Sie setzen sich nicht mehr selbstbewusst gegen die Institution, von der sie doch früher wussten, dass sie ihnen Sicherheit gibt. Sie machen jeden Unsinn mit, erfinden Formeln dafür und machen die Eingaben der Internet-Formulare als Betriebsame. Diese Betriebsamkeit vorzutäuschen und zu schauen, wo die neue Mode lauert, was gehört werden will, ist viel wichtiger geworden als der freie Geist, die kritische Intervention, das Verweigern, wenn man den Sinn nicht einsieht. Es sind Opportunistenkollektive entstanden, die nur noch negativ zusammengehalten werden von der Angst, es könne sich einmal die Wahrheit zeigen.

2023.12.23

Franz Schuberts Unvollendete


Kürzlich sprachen wir im Seminar zur künstlichen Intelligenz über Steven Spielbergs Film Minority Report und fragten uns, warum er an zentralen Stellen Schuberts Unvollendete einspielt. Hier eine Beschreibung seines frühen Biographen Walter Dahms, die vielleicht hilft, die Stimmung der Musik besser zu verstehen:
„Die h-moll-Symphonie trägt den Beinamen die Unvollendete. Der äußere Grund für diese Bezeichnung ist erklärlich. Das Werk besteht nur aus zwei Sätzen, einem Allegro moderato und einem Andante con moto. Von dem dritten Satz, dem Scherzo, hat Schubert nur einen Teil in der Skizze ausgeführt. Instrumentiert findet sich nur eine Seite in der Originalpartitur. Es kann nicht verwundern, daß man für eine zweisätzige Symphonie, deren dritter und vierter Satz fehlten, das Beiwort die Unvollendete wählte. Daß innere Gründe den Tondichter zwangen, mitten im Trio des Scherzos die Feder wegzulegen, weil die beiden Sätze keine „Vollendung" mehr nötig hatten, das läßt sich nicht „beweisen". Aber ist es nicht oberflächlich und töricht, anzunehmen, daß der Schöpfer der Tragischen Symphonie sechs Jahre später, nachdem in der Zwischenzeit Werke wie die drei großen Klaviersonaten aus 1817, das Forellenquintett oder der c-moll-Quartettsatz entstanden waren, nicht imstande gewesen sein sollte, den beiden Sätzen der h-moll-Symphonie (wenn es notwendig war) noch die Krone aufzusetzen? Die „Unvollendete" erschien ihrem Schöpfer selbst vollendet genug, um ihn auf eine Erfüllung des Symphonieschemas, auf eine Konzession an den Geschmack der Durchschnittsästhetik verzich- ten zu lassen. Und wer dem Gedankengang der h-moll-Symphonie innerlich erlebend folgt, wer sich rückhaltlos der Sprache des großen Romantikers hingibt, wird schwerlich das Gefühl eines „unvollkommenen" haben. [131] Aus den tiefen Regionen der Celli und Bässe ringt sich ein getragenes, schmerzlich-sinnendes Thema los, das dem ganzen Satz das Gepräge leidender Tragik gibt und wie ein Fatum immer wieder auftaucht, erschütternd in seiner stillen Klage. Unter schwirrenden Sechzehnteln der Geigen und einem stockenden Pizzikato-Rhythmus der Bässe erheben gleich darauf Klarinette und Oboe ihre Stimme zum Hauptthema, das mit seiner abwärtsgleitenden Quinte das Hoffnungslose der Stimmung noch verstärkt. Nur ab und zu wirft ein hellerer Durklang einen Lichtstrahl in dies trübe Dahindämmern. Immer noch h-moll. Da teilen sich von der langhallenden Terz Fagotte und Hörner und leiten zum Seitenthema nach G-dur. Die ganze herrliche Unbefangenheit Schuberts, wie nur er sie hatte, liegt in solchem Übergang. Die Celli summen einen Ländler, eine Melodie, die unter Tränen lächelt; die Violinen greifen sie auf und wiegen sie auf der A-Saite. Im letzten Takt brechen sie ab. Ein Pausen-Einschnitt; raschelnde Tremolos und schroffe Sforzatos. Naiv-geniale Mittel zu Überleitungen, wie sie später Bruckner liebte. Nichts aus dem Thematischen Geborenes; kein kunstvoll gelöstes Problem. Und doch so unmittelbar packend. Dann folgen Spielereien mit dem Seitenthema; die Gruppen rufen es sich gegenseitig zu. Man ist wieder in G-dur, Die Terz h bleibt in den Bläsern hängen; stufenweise tropfen die Pizzikati der Streicher davon ab, bis sie zum h gelangen und die Wiederholung des ersten Teils anhebt. In der Durchführung dominiert das Einleitungsthema. Auch hier verzichtet Schubert auf eine eigentliche Weiterentwicklung der Gedanken. Er schattiert, unterstreicht, rückt dieses oder jenes Motiv in ein anderes Licht und vertieft nur die schmerzliche Stimmung des Ganzen, In der Reprise spielt sich nichts Neues ab; eine kurze, vom Einleitungsthema bestrittene Koda rundet den Gesamteindruck zu einem Bild rührender, von Herzen kommender und zu Herzen gehender Klage. Im Andante con moto ist noch weniger von symphonischer Einheitlichkeit die Rede. Auch hier fehlt eine Entwicklung des Thematischen. Themen, Motive, Melodiefloskeln von überwältigender Schönheit lösen sich ab, ergänzen sich; ein Spiel, dessen sinnvolle Anordnung sich unserer Überlegung entzieht. Hier müßten Erklärungsversuche an der Oberfläche bleiben. Die lichtvolle Stimmung dieses Satzes befreit uns von dem Druck, den die Elegie des Allegro moderato auf unsere Seele [132] Freundschaften und Erfolge legte, und führt uns in ätherische Höhen, wo nur noch Schönheit ist und Liebe. In der h-moll-Symphonie zog Schubert den Schleier von dem Mysterium des Ewig-Schönen und Ewig-Erhabenen. Per aspera ad astra. Sein Werk war vollendet.
Das Autograph der Symphonie besteht aus 29 Blättern, von denen die vier letzten unbeschrieben sind. Auf der ersten Seite findet sich der Titel „Sinfonia in H-moll von Franz Schubert mpia" und das Datum „Wien, den 30. Oktober 1822". Die Partitur ist mit peinlicher Sorgfalt geschrieben; es kommen nur ganz geringfügige Korrekturen vor. Schubert hat diese Symphonie erst in einer Art Klavierauszug skizziert, was nur bei wenigen Werken nachzuweisen ist. “ (Aus: Walter Dahms: Schubert, Berlin 1918, S. 130-132)

2023.12.21

Neuer Sound mit dem Roland T-8

Signal direkt live aufgenommen, Kompressor in Logic Pro X hinzugefügt
[mp3]

2023.12.18

Prophylaxe vs. Behandlung. Über die Genese von Krankheiten

Die gesamte Weltgesellschaft lebt in der stillschweigenden Überzeugung, dem Urglauben, dass alles gut geht, dass man gesund ist und lange, lange lebt. Wir alle wissen, dass das nicht stimmt, so offensichtlich sind die Missverhältnisse zwischen der Prophylaxe und den auftretenden Krankheiten. Man investiert Unsummen, um Krankheiten zu bekämpfen, der Medizin- und Pharmasektor ist zu einem wichtigen Teil der Ökonomie geworden. Vielleicht deshalb will man gar nicht, dass statistisch und durch Erfahrung offenbare Missverhältnisse prophylaktisch angegangen werden. Man könnte jedem, der die Schule besucht, sagen, dass das ständige Sitzen den Rücken zerstört, und die heutige Büroarbeit ihr Übriges tut. Dann wäre es sehr vernünftig, wenn man im Büro Yoga machen würde oder Spaziergänge zwischendurch oder Laufbänder vor dem Rechner installieren würde. Auch Büros, Schulen und Universitäten ohne Sitze wären denkbar, man könnte auch liegend miteinander sprechen. Das hätte auch auf den hohen Blutdruck, die ‚Zivilisationskrankheit‘, positiven Einfluss. Aber nichts geschieht. Wie in Experimentalanordnungen bringt man die Menschen dazu, sich dem Sitzen zu fügen und wundert sich dann über die Ausfälle, Verspannungen, Krankheiten etc. Das Sitzen ist natürlich auch eine Körperhaltung, zumindest das Sitzen auf Stühlen, die sehr abstrakt und durch das Sitzinstrument geprägt ist. Der Stuhl arritiert den Körper und zwingt den Geist zur Aufmerksamkeit auf einen theoretischen Gegenstand. Der Stuhl evoziert die gezielte Imagination und den verbalen Diskurs, der aus Angeblicktwerden und Sprache besteht. Stühle stratifizieren den Raum, hierarchisieren ihn und prägen vor, was man zu beachten habe. Es wäre leicht, eine solche Untersuchung durchzuführen, wie schadhaft das Sitzen ist. Stattdessen bekämpft man die Krankheiten, also die Symptome der Sitzkultur, so als ginge einen deren Ursache nichts an. Man erzeugt ja auch Ökonomien dadurch. Eine Hinterfragung des Sitzens wirkt da ketzerisch. Wer nicht sitzen will, wie der Zappel-Philipp, der ist deviant.

2023.12.17

Neue Sounds mit dem Roland T-8

Signal direkt live aufgenommen, ohne Nachbearbeitung
[mp3]

[mp3]

2023.12.15

Crazy Dream. Neuer Sound mit dem Roland T-8

Crazy dream
[mp3]

2023.12.14

Meine erste Akupunktur

Nach Tagen schlimmster Rücken- und Beinschmerzen erhielt ich heute die erste Akupunktur in meinem Leben. Ich war etwas aufgeregt. Aber durch Massage etc. gingen die Verspannungen einfach nicht weg. Die Praxis beim Bahnhof Tamachi war sehr einfach, aber ich merkte schon, dass das Personal ziemlich genau arbeitet, als ich einen Termin ausmachte. Man schrieb meinen Namen mit feinstem Bleistift, kaum lesbar, so winzig, in eine Tabelle eines Din A4-Blattes, das offenbar den Wochenplan enthielt. Das imponierte mir schon. Heute dann war es so weit.
Die Akupunktur ist ursprünglich ein chinesisches Heilverfahren, das mit Hilfe von dünnsten Nadeln (鍼, hari), die in den Körper eingestochen werden, den Energiefluss des Körpers über dessen Meridiane ändert. Es ist also ein ganz anderes Konzept als das westliche, das von einer materiellen Körperlichkeit ausgeht. Nach einem kurzen Einführungsgespräch, in dem ich ihm erklärte, wo die Verspannungen verliefen, arbeitete er diese ab. Ich konnte mich aber noch nichteinmal auf den Bauch legen, so verspannt war ich. Daher lagerte ich mich seitlich. Zudem war ich etwas nervös, weshalb mein Rücken hart vor Anspannung war. Der Akupunkteur löste das Problem, indem er zunächst meinen Rücken per Einstich relaxierte und dann etwa eine Stunde lang verschiedene Körperteile, Rücken, Bein, Fuß und Hand mit Nadeln besäte. Die Einstiche taten nicht weh, waren aber als winzige Pikse zu spüren, einige Nadeln ruhten in meinem Körper. Manchmal spürte ich, wenn er in den Rücken stach, ein leichtes Kribbeln im Unterschenkel, er wollte es aber im Fuß haben und veränderte die Position, schnell stellte es sich an der richtigen Stelle ein. Man darf keine Vorstellung eines abgeschlossenen Körpers haben, sondern muss den Akupunkteuren vertrauen, aber das ist bei jeder Behandlung so. Ich stellte mir die Prozedur der Nadeln wie ein Netz vor, mit dem die Verspannungen und Schmerzen weggefischt werden, an der Grenze zwischen Geist und Physis. Schließlich war es vollbracht. Ich stand auf und die Verspannungen waren fast weg. Die Kraft im Bein, das Auftreten war noch schwierig, aber der Körper fühlte sich wieder normal an. Er sagte mir auch, dass ich mich nicht mehr vorsichtig bewegen müsse, ich hätte etwas Angst. Und so war es. Mein Körper konnte sich nun ganz normal bewegen.
Der japanische Philosoph Yasuo Yuasa hat sich mit der Ki-Energie beschäftigt, wer dazu mehr erfahren will, sollte seine Schriften studieren.
Nachtrag vom 31. Dezember 2023: Die Schmerzen kamen leider wieder, aber sie waren nicht mehr so schlimm. Auch das Gehen ging besser. Ich besuchte die Akupunktur ein zweites Mal. Durch die Kombination von Bewegung (Physiotherapie), Yoga und Akupunktur kann ich sagen, dass die Beschwerden heute fast verschwunden sind. Die Akupunktur scheint mir ein Verfahren, das sehr genau wirkt, aber wie eine Massage mehrfach angewandt werden muss.

2023.12.07

Erste Experimente

Mit der Roland T-8 Rhythm Machine, Signal wurde durch das Effektgerät Zoom G1XFour geschickt
[mp3]

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2023.12.05

Synth Sound und Drum

Synth Sound und Drum [mp3]
Relaxing Synth Sound Evening [mp3]
Relaxing Synth Sound Endless Blue [mp3]

2023.12.04

Hybrid Synthesizer / Machinery Bass

Acid Arpeggio mit dem Hybrid_x64 Synthesizer mit Logic Pro X und Fingerdrumming [mp3]
Machinery Bass Piranha Echo Lead [mp3]

Ridley Scotts Napoleon (2023)

Dieser Tage sah ich Ridley Scotts neuen Monumentalfilm Napoleon im gut besuchten Kino in Roppongi, am Tag des Kinostarts. Im Seminar analysieren wir gerade seinen Blade Runner von 1982, mehr als vierzig Jahre ist das her. Diese Mega-Produktion von Apple Original Films und Columbia Pictures ist wieder einer jener Kriegsfilme, die die Schlacht wuchtig feiern. Man glaubte, diese Art Filme bräuchte es nicht mehr, aber dennoch wollen viele sie sehen, vielleicht gerade jetzt. Scott studierte sicherlich die Schlachtengemälde des 18. und 19. Jahrhunderts und versucht nun, diese filmisch zum Leben zu erwecken. Was visuell in Passagen durchaus gelingt, ist dramaturgisch ein fürchterlicher Absturz. Es war nie Scotts Stärke, zwischenmenschliche Beziehungen zu zeigen, aber Joaquin Phoenix gelingt es so wenig, Napoleon glaubwürdig darzustellen wie es Scott nicht schafft, ihm Leben einzuhauchen. Er wie Vanessa Kirby wirken wie Puppen. Was interessant wäre, und Stanley Kubrick hätte es in seinem Projekt sicherlich zum Hauptgegenstand gemacht, wären die Gefühle gewesen. Diese Irrationalität, die sich Damm bricht, sich kollektiviert, die vollkommen andere Weise der Umgangsformen, der Werte und Welterfahrung. Aber an all dem geht Scott vorbei, schneidet die Schlachten mit Soup-Szenen von Joséphine und Napoleon dazwischen. Der Beginn, die Enthauptung Marie Antoinettes durch die Guillotine, wird später in einem Theaterstück grotesk dargestellt. Scott macht das Gleiche, nur filmisch.
Irgendwie gelingt es ihm auch nicht, den Unterschied zwischen Großbritannien und Frankreich zu inszenieren, alle Darsteller wirken wie Lords. Am Fürchterlichsten ist der Absturz dieses Films bei den Sexszenen, deren Stil aus der Muppets-Show entliehen scheint. Die Schlacht um Borodino ist visuell immerhin gelungen, genau wie die Szenen in Ägypten, wenn auch (die Trickspezialisten von Industrial Light & Magic taten ihr Werk) alles wie aus Star Wars wirkt.
Der Realismus des Films entwickelt sich daraus, die Abschlachtungen so präzise darzustellen, wie sie wirklich gewesen sein mögen. Die Kugeln durchbohren ein Pferd, Leiber werden zerfetzt, Köpfe rollen.
Angedeutet wird die Medientechnik der Telegraphie, auch der Beginn der Zeitung, aber das ist nur Nebensache.

2023.12.02

Fingerdrumming Test

Fingerdrumming Test
Fingerdrumming Test [mp3]

Neue Soundskizzen

Kotoskizze [mp3]

2023.11.30

目 me (Augen) und Autumn Leaves

KACHIMIZU · me (Augen)
KACHIMIZU · Autumn Leaves


Autumn Leaves [mp3]
Autumn Leaves Acoustic [mp3]

Thomas Arslans Mach die Musik leiser (1994)

Thomas Arslans Mach die Musik leiser am 9. Dezember ab 17.00 Uhr im Athénée Français, danach sprechen wir per Zoom mit dem Regisseur! Mehr Infos auf: [Link Projektseite Im Apparat]
Im Apparat 現代ドイツ映画作家シリーズ
トーマス・アルスラン 日本未公開作の上映とトーク
2023年12月9日(土)
会場:アテネ・フランセ文化センター

現代ドイツ映画ベルリン派の代表的な映画作家トーマス・アルスランの日本未公開のデビュー作品を上映し、オンラインで監督をお招きしてのトークを実施します。 本企画は慶應大学アンドレアス・ベッカー氏によるドイツの様々なアーテイストや研究者を招いてのトーク〈Im Apparat〉シリーズの一環としてDAADの助成を受けて開催するものでもあります。
■上映スケジュール
※チケットは16:30から販売します。
12月9日(土)
17:00 『音楽を小さくして』(87分)
19:00 オンライントーク:トーマス・アルスラン(映画監督)
司会:アンドレアス・ベッカー(慶應義塾大学准教授)
進行・通訳:渋谷哲也(ドイツ映画研究者、日本大学文理学部教授)
[Link Athénée Français]
Gefördert vom DAAD Tōkyō.

2023.11.27

Soundcheck/Geisterstimmen

Soundcheck mit Space Designer [mp3]
Geisterstimmen und Beat [mp3]

2023.11.26

Arena Ready/Distorted Guitar/Chaos Theory

Arena Ready [mp3]
Distorted Guitar [mp3]
Chaos Theory [mp3]

2023.11.24

Das Baugerüst

Nebenan wird ein Baugerüst abgebaut, Mita, Tōkyō. Das Haus ist elfstöckig, seine Fassade wurde wochenlang geputzt. Jetzt sind die Arbeiten beendet. Die Arbeiter werfen die Bauteile vom vierten Stock herunter, ein anderer fängt sie unten auf. Das geht sehr schnell, Hand in Hand, beruht aber auf einer Art Gesamtarbeiter (Marx). Der eine weiß, was der andere macht, steht in der gleichen Präsenz. Es wirkt sehr leicht, spielerisch und akrobatisch, aber es bedarf eines Vertrauens in den Anderen. Man darf nicht nachdenken, muss werfen, fangen, werfen, fangen.

Autonomie

Autonomie [mp3]
Reisesong. 10.000 Kilometer.
10.000 Kilometer, minus 61 Grad. Du steigst in die Maschine und schläfst. Wachst auf in einer anderen Stadt. 10.000 Kilometer. Minus 61 Grad.

2023.11.19

Jazzbeat Future / Augen

Jazzbeat Future [mp3]
Augen [mp3]

Lesungen von Doris Dörrie und Durs Grünbein, Ankündigungen

Hier einige Ankündigungen für die nächste Zeit in Tōkyō und ein CfP.
Mittwoch, 29. November 2023, 18:30-20:30 Uhr, Erleuchtung garantiert – Filmvorführung und Gespräch mit Doris Dörrie in der OAG Tōkyō [Link]
Fr, 01. Dezember 2023, 19:00 Uhr–20:30 Uhr, Bibliothek des Goethe-Instituts Tokyo, Lesung Der Krieg um Europa – Lesung von Durs Grünbein [Link]
CfP KRISEN ALS IMPULSE FÜR DIE GERMANISTIK? Tagung in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für interkulturelle Germanistik, 28.-30. Juni 2024 zur Tagung der Gesellschaft für interkulturelle Germanistik an der Seoul National University in Südkorea [Link]

2023.11.18

Jazzbeat

Jazzbeat [mp3]
Nikko [mp3]

2023.11.17

John Fogerty, great!

2023.11.16

JC Beat

JC Beat, mit vielen Echos [mp3]

2023.11.15

Lofi Beat

Lofi [mp3]

2023.11.13

Hibiya, Arcade Game und Forest Nightbeat, neue Songs

Hibiya [mp3]
Arcade Game [mp3]
Forest Nightbeat [mp3]

2023.11.12

Apokalypse, neuer Song


[mp3]

2023.11.10

Tanz ins Paradies

[mp3]

2023.11.07

Formen der Herrschaft

Angst erzeugen durch physische Gewalt und deren Androhung (Diktaturen) und Angst erzeugen durch Unsicherheit (Demokratien).

2023.11.06

Soundexperiment

Weich verwelken schöne Blätter... Spur der Zeit.
[mp3]
[mp3]

2023.11.03

Neuer Beatles-Song

Klingt wiedermal wie aus der Zeit entrückt und sehr vielschichtig, vieles wird nur angedeutet.

2023.11.02

Neues Stück

[mp3]

2023.11.01

Gitarrenkunst

2023.10.27

Neil Young

Welch ein schönes Lied, an diesem 27. Oktober! Wem gelingt es so wie Neil Young, die Zeit der 1970er zurückzuholen?

I was too tired to see the news when I got home
Pulled the curtain fell into bed alone
Started dreaming saw the rider once again
In the doorway where she stood and watched for him watched for him

2023.10.25

Neuer Mix

Gewitter in Tōkyō
[mp3]

2023.10.24

Kalender 2024 online

Hier können Sie meinen Bildkalender für das Jahr 2024 downloaden.
Bild
Kalender 2024 als [pdf, Standard Res, 14 MB]

2023.10.23

Sound Mix


Lofi [mp3]
Synth 01 [mp3]
Synth 02 [mp3]

Neuer Beat mit Wasser,

das im Rikugien-Garten plätschert.

2023.10.22

Lofi-Beats

... nur ein Test...

Über Kriege. Skizze

Zu Beginn der Kampfhandlungen am 1. September 1939 sprach man noch nicht vom Zweiten Weltkrieg, sondern vom „Polenfeldzug“. Es brauchte eine gewisse historische Distanz, bis man wahrnahm, dass dies keineswegs nur einzelne Kampfhandlungen waren, sondern sich Muster verdichteten. Hat eine Rotte Krimineller wie die Schergen Hitlers erstmal die Macht erobert, und sie sprachen das von Beginn auch immer aus, gilt von deren Seite allein die Logik der Zerstörung und des Mordens. Obwohl, und das kann man sicher unterstellen, niemand in der Bevölkerung den Krieg wollte, außer dieser Rotte, entstand eine bürokratische Dynamik des Krieges, die nur durch alliierte Kraftanstrengung gebrochen werden konnte. Die Installation der Propaganda war flankiert von Angst, die durch das Präsentieren roher Gewalt und durch irrationale Strafen erzeugt wurde. Es gab auch diese nationalen Allianzen, die diesen Weg in den Abgrund beschleunigten, ein regelrechter institutioneller Vernichtungswunsch.
Die kapitalistische Welt ist auch heute in einem sehr labilen Fließgleichgewicht. Die Vernichtungsallianzen, die die Toten sühnen wollen und nur neues Leid hervorbringen, warten regelrecht auf den Startschuss. Wie kann man dem begegnen? Nach dem Krieg ist es immer schlimmer als vorher, nichts wurde gelöst, die Probleme nur nochmals ins Unermessliche gehäuft. Es bräuchte Politikerinnen und Politiker, die da durchgehen, wie etwa Nelson Mandela, die aber danach milde bleiben und besonnen. Man hat heute den Eindruck, dass die Politiker ihren eigenen Staat nicht mehr repräsentieren können. Sie sind smart, trauen sich aber nicht, die Probleme - koste es auch ihre Karriere - zu benennen. Es muss ein Punkt gefunden werden, der Sprachlichkeit ermöglicht. Gerade auch die kulturellen Prämissen müssen erahnt und erahnend überwunden werden, mit einer Bereitschaft, die Selbstachtung zu verlieren, um des Friedens Willen.

2023.10.21

Rosebud-Beat

Das erste Ergebnis des Akai-MPC-Samplings, der Rosebud-Beat!

2023.10.16

Schwingung II

Neuer Song Schwingung II.

2023.10.15

Termine

Bald beginnt das Tōkyō International Filmfestival (vom 23. Oktober bis 1. November), u.a mit Wim Wenders' Filmen [Link]
Prof. Dr. Jörn Glasenapp trägt am 29. Oktober am Goethe-Institut zu Wenders' Tōkyō ga vor, mitsamt Filmscreening. [Link]
Am 4. und 5. November findet an der Meiji-Univ. unsere Tagung Kulturelle Praktiken von Schrift statt, Gäste sind u.a. Prof. Dr. Rolf Parr und Prof. Dr. Achim Landwehr [Link]

2023.10.14

Schwingung

Neuer Song Schwingung. An diesem verregneten Tag eine Improvisation, ungeschnitten, mit Fehlern, Lücken zwischen den Noten, so dass man die Schwingungen der Töne hören kann.

2023.10.13

Schaffung eines Friedensministeriums

Man sollte parallel zum sog. Bundesministerium für Verteidigung ein Friedensministerium schaffen, mit dem gleichen Etat. Das wäre das Mindeste, was man für den Frieden tun kann. Die Forscher wüssten sicher am Anfang gar nicht, was sie machen sollen. Aber das wissen die Soldaten in Bereitschaft auch nicht. Es wären sicherlich einige kluge Köpfe dabei, die sich fragen würden, was Frieden ist und wie er hergestellt werden könnte. Vielleicht wäre das Friedensministerium auch eines, das selbst friedlich ist, konfliktfrei organisiert und das einen gepflegten, achtsamen Umgang praktizierte.

2023.10.12

Wechselkurse

Der Wechselkurs Yen-Euro (ohne Gewähr),
niedrigster Stand 15.9.2023 0,0063
höchster Stand 15.5.2020 0,0086
Wie kann man das rational erklären? 27 Prozent weniger ist der Yen wert als 2020. Umgekehrt lebt man als Europäer nun für ein Schnäppchen in Japan. Das sind systematische Irrationalitäten, die kein Staatensystem dulden dürfte. Es ist offenbar, dass dies eine Form der Gewalt ist, die Mimikry betreibt in der Währung. Die Folgen sind klar, Einkäufe von Unternehmen, Einschränkungen verschiedener Art.

2023.10.06

Depeche Mode

2023.09.12

Niddapark Frankfurt am Main

Wie immer möchte ich die schöne Szenerie vorerinnern. Ich weiß, dass ich das alles für Monate nicht sehen werde und genieße die typische hessische Feldlandschaft und ihre Ruhe um so inniger. Aber je mehr ich mich in den sensuellen Moment vertiefe, desto mehr weiß ich, dass dieser bald Erinnerung sein wird. Die Wärme, das Licht, der Duft, die Geräusche und die Gesprächsfetzen. All dies wird Erinnerung sein.
Gesprächsfetzen
„Eine Million“ (aus einem Lautsprecher)
„Wenn er mich fragen würde...“
„Schneller, ganz schneller...“
„Er ist weit gekommen.“
„Sie hat jetzt ein Auslandssemester in Montreal.“ - „Wo ist das?“ - „In Kanada.“

Seit der Erfindung des Films wissen wir, dass Zeit eine Geschwindigkeit hat, sie kann schneller (Zeitraffer) und langsamer (Zeitlupe) laufen. Wenn ich in Deutschland bin, vergeht die Zeit immer exponentiell. Am Anfang langsam, in der letzten Woche rast sie. Es ist immer so. Wie in einem Karussell. Der Taxifahrer in Frankfurt, er fuhr mich zum Flughafen, wollte an dem Tag mit seiner Familie zur Dippemess. Das wäre die beste Metapher für das Vergehen der Zeit.

2023.09.03

Georg Stefan Trollers Autobiographie - ein Fund im Bücherschrank Dornbusch

Dieser Tage stöberte ich wieder im öffentlichen Bücherschrank Dornbusch [Link]. Da ich anschließend ca. drei Stunden im dortigen Bürgeramt wartete, um meinen europäischen Führerschein beantragen zu können, hatte ich genügend Zeit zur Lektüre. Das zweite Buch, das ich mitnahm, Tuareg, ein Roman von Alberto Vázquez-Figueroa, war voller Kitsch, nahezu unlesbar. Aber Troller hatte ich noch aus meiner Jugend in Erinnerung. Es gab damals Reporter und Korrespondenten des öffentlichen Rundfunks, Gerd Ruge etwa gehörten auch dazu, die ihre Persönlichkeit noch in das Format einbringen konnten, ja mussten. Ihre Reportagen hatten also eine persönliche Handschrift. Und bare Unsinnsforderungen der Redaktion wurden durch den Stand, den man in der Institution hatte, selbstbewusst gekontert, wo man sich diesen heute fügen würde. Troller berichtet von seiner Zeit in Amerika und kommt dann als Soldat nach Deutschland zurück. Er photographiert das befreite Land und nutzt den Bericht für eine medientheoretische Reflexion:
„Mit der eroberten Leica zog ich los, die Weltgeschichte zu fotografieren. Mir ist sofort klar, was ich will: von dem konkretesten Vorkommnis, das es auf Erden gibt, dem Krieg, die abstraktesten Bilder machen. Nicht die GIs fotografiere ich, nicht die Landser, nicht Elend, Trümmer und Todesangst. Kaum etwas davon finde ich, zu meinem Kummer, unter diesen Fotos. Sondern: zu Korkenziehern vertwistete Eisenbahnschienen, abgeschossene Kirchtürme durch Stacheldrahtrollen, Zufallsmuster von leeren Geschoßmänteln... Ästhetik im Dreck. Jeder träumt sich aus dem Rinnstein, wie er kann. Das Dokumentarische beginnt man erst anzuhimmeln, wenn man bloß zu Gast darin ist (ganz wie mit den Ländern unserer Emigration). Noch Jahre späer wird diese unmenschliche, wertfreie Abstraktion die Verführung meiner ersten Filme sein, bis der Wirklichkeitssinn der Kameramänner mir das austreibt. Aber weiter: Fotografieren heißt ja Besitzergreifen. Die Kamera ist das paradigmatische Instrument des Kolonialisten. Der Schnappschuß tödlicher als der Gewehrschuß. Das Gewehr tötet den Körper, die Kamera raubt auch die Seele, wird man mir in Mexiko sagen. Und mit dem Festfrieren des Bewegten, dem Verflachen des Plastischen, der Reduktion des Lebendigen auf ein Stück Papier oder Zelluloid, das man beruhigt ‚nach Hause tragen kann‘, ist auch die Anteilnahme am Ereignis und Opfer reduziert. Man besitzt es, also braucht man sich damit nicht mehr auseinanderzusetzen. Man hat es ‚wegfotografiert‘. Jede Ablichtung eine Befreiung. Statt Mitgefühl: Souvenir. Ohne Zweifel einer der Beweggründe für den Welterfolg der Fotografie. Was mich betraf, so konnte mir, bei meinem noch arg bedrängten Gemütszustand, etwas Besseres derzeit gar nicht passieren. Und mehr noch: Bild war für mich wiedergewonnene Unschuld. Eine neue Unbefangenheit. Mit dem Bild wurde ich das Wort los, einschließlich der unerträglichen Entscheidung zwischen Deutsch und Englisch. Die Verantwortung für das Wort.“ (Georg Stefan Troller: Selbstbeschreibung, München 1991, S. 215)
Einige Reportragen von Troller sind auf Youtube zu finden [Link].

2023.09.02

Unser Gespräch mit Alexander Kluge vom Mai über Happy Lamento ist online!

2023.09.01

Delegierung und negative Gefühle

Arbeiten Menschen gemeinsam an einem Projekt, so ist es unvermeidlich, dass sie Arbeiten aufteilen und delegieren. Die Arbeiten hängen aber zusammen. Macht einer einen Fehler, hängen die anderen mit drin. Es entsteht also ein Gefüge von Abhängigkeiten, das zunächst abstrakt ist, aber durch die Abarbeitung konkret wird. Nun kann es sein, dass einer dem anderen vorwirft, er habe seine Aufgabe nicht richtig erledigt. Dann entstehen ganz leicht Animositäten, persönliche Konflikte, weil man die geleistete Arbeit nicht von sich abtrennen kann, man ‚ist‘ die Arbeit, die man geleistet hat, identifiziert sich mit ihr. Es gehört eine Haltung des Gleichmuts dazu, sich selbst und die Anderen herauszunehmen, nur die Arbeit zu betrachten und dann wieder daran zu arbeiten, dass der Fehler gemeinsam gelöst wird. Dazu braucht es Vertrauen in die Anderen und in sich selbst.

Krankheit und Unfall

Am 17. Juli 1777 schreibt Johann Wolfgang von Goethe in seinem fünfzehnten Brief sehr schöne Zeilen an die Gräfin Auguste zu Stolberg [Link]:
Alles geben Götter die unendlichen
Ihren Lieblingen ganz
Alle Freuden die unendlichen
Alle Schmerzen die unendlichen ganz.
Hier werden die stärksten Gefühle (Freude und Schmerz) offenbar durch die Sicht der griechischen Götter vom Menschen dezentriert. Der Mensch nimmt in seinen Gefühlen Anteil an der göttlichen Welt - im Positiven wie im Negativen. Göttlich wäre dann der Gleichmut.
Ich fragte mich dieser Tage, worin die Gemeinsamkeit zwischen einer Krankheit und einem Unfall besteht. Beide affizieren den Körper, schädigen ihn, verursachen Schmerz. Krankheiten sind schleichend, Unfälle ereignen sich plötzlich. Beide lassen sich, zwar mit einer Unschärfe, kausal deuten. Hätte man sich anders verhalten, dann wäre das nicht passiert. Bei Krankheiten sind es in der Regel langfristige schlechte Angewohnheiten oder die Umwelt, die diese begünstigen, beim Unfall sind es kurze Momente, Augenblicke der Absence. Man selbst oder ein Anderer hat nicht aufgepasst. Es gibt eine Schicksalhaftigkeit in Krankheit und Unfall. Krankheiten brechen aus dem Inneren aus, Unfälle sind äußerlich, meistens den äußeren Körper betreffend, können aber auch Organe schädigen. Es gibt ein Ahnungsvermögen, das schon frühere Krankheiten oder Unfälle vermied, aber diesmal nicht. Warum, das ist eine interessante Frage.

Sommertouren

Die Politiker (Baerbock, Lindner, Scholz u.a.) sind dieses Jahr wieder auf Sommertour gegangen. Sie fuhren, von der Presse und dem Fernsehen begleitet, öffentlichkeitswirksam durch das Land. Was mich daran stört, ist der Inszenierungscharakter. Ich würde mir Politiker wünschen, die Incognito, verkleidet wie damals Günter Wallraff, mit Menschen sprechen, ohne dass diese ahnen, wer sie sind. Politiker, die in die verschmutzten und verspäteten Züge einsteigen, die mit den Drogensüchtigen im Frankfurter Bahnhofsviertel sprechen, die ein offenes Ohr für die vernachlässigten Jugendlichen haben. Stattdessen wollte man offenbar ‚möglichst viel rausholen‘ aus der investierten Zeit und entfernte sich so mehr von der Bevölkerung. Immer wieder wurde davon berichtet, wie diese ihre Vertreter beschimpfte. Ich meine, dieser Zorn ist nicht allein der schlechten Politik geschuldet, sondern vor allem diesen Inszenierungsblasen. Wieso schaffen es Politiker nicht mehr, ihre Funktion, die eine Verwaltungsaufgabe ist, im Stillen auszuüben? Sie können doch ihre parlamentarische Arbeit machen und sich auf diesen Kern konzentrieren, aber wieso vergeuden sie ihre Zeit mit diesen TV-Runden und dem Herumreisen in Regierungsbussen? Öffentlichkeit wäre doch eher die unangekündigte Runde, Diskussionen, Fachgespräche. Sobald das Fernsehen hinzukommt, entstehen Abbilder, Masken, Typisierungen. Wieso versuchen sie, ihre schlechte Poltik zu vermitteln, anstatt ihre Zeit für gute Politik einzusetzen? Das würden die Menschen sicherlich goutieren.

2023.08.29

Über Mikrowünsche und die Zerstreuung der Zeit

Die Menschen arbeiten, tun also häufig, was sie nicht wollen, um Geld zu verdienen. Danach haben Sie freie Zeit. Was machen Sie damit? Gewöhnlich gibt es keine großen Ziele, auf die hin sie ihre Zeit organisieren, sondern sie zerstreuen sich. Sie leben in den Alltag hinein, erfüllen sich Mikrowünsche. Das kann so etwas Einfaches sein wie: Ich kaufe mir ein Brötchen, mache Kaffee, repariere etwas, kaufe ein. Diese kleinen Tätigkeiten geben ihnen planbar angenehme Gefühle, kalkulierbare Erfolge, aber auf diese Weise sammeln sich Gegenstände an, die an sich nutzlos sind. Ihre Funktion war indirekt, eben eine reziproke Gefühlsschleife zu erzeugen, eine Art Auto-Emotionalität. Vergehen dann die Jahre, bleibt wenig übrig, eine Anhäufung von Dingen. Der Gedanke, etwas Bleibendes zu erzeugen, wird an sich schon von wenigen gefasst. Und die Gesellschaft bietet weder Anerkennung noch Mittel dafür. Es gehört eine langfristige Linie dazu, die quer über die Emotionalitäten verläuft. Ein Anspruch an sich selbst, immer wieder zurückzukehren, an einem Projekt kontinuierlich zu arbeiten. Es sind Kinder, Häuser, Autos, Haustiere, welche diese langfristige Perspektive innehaben. Bücher schreiben wenige, Kunstprojekte auch, politische Projekte werden meistens nur in Gruppen verfolgt, einzelne trauen sich das nicht zu.

2023.08.25

Vortrag von Felix Lenz „Hegel und die fraktale Epik des Serienklassikers Allein gegen die Mafia“ ist online


Eine empfohlene weiterführende Lektüre dazu ist Lenzens neues Buch, eine grandiöse Monographie meines Doktorbruders über Dominik Grafs Werk, gerade im Verlag text + kritik erschienen.
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Touristen...

sind Erlebnisräuber.

Perfektion und Heavy Metal

Wenn Metallica so perfekt spielen, dann steht das dem Anspruch, Aggressivität auf die Bühne zu bringen, diametral entgegen. Im Grunde machen sie mit ihrem akribischen Mikrotiming genau das, was auch klassische Musiker machen, nur dass sie ohne Noten aus der Erinnerung heraus spielen. Und die Fans verlangen genau das. Aggressivität soll marionettenhaft sein. Taylor Swift, Michael Jackson, Madonna, in der Popkultur ist die Perfektion seit Jahren sowieso der Normalfall. Man klingt wie auf dem Album. Damit wird das Live-Erlebnis ad absurdum geführt. Und dennoch - oder gerade deshalb? - steigen die Ticketpreise für Stadionauftritte ins Unermessliche.
Auch die In-Ear-Monitoring-Kopfhörer isolieren die Musiker vom Publikum, indem sie eine platonische Musikwelt erzeugen, die es nur in der technischen Dopplung gibt, Michael Penczek schreibt: „Mit Hilfe der Rauschunterdrückung blenden die Ohrhörer unerwünschte Hintergrundgeräusche aus. Der Monitor-Mix kann dann über die Ohrhörer in kristallklarer Qualität gehört werden. Nebengeräusche werden so effektiv ausgeblendet und Sie können sich viel leichter auf die Musik konzentrieren. Das Schöne dabei ist, dass Sie sich laut und klar selbst hören, ohne dabei beispielsweise eine Rückkopplung zu riskieren.“ / „Die Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung machen es nicht nur einfacher den Monitormix zu hören, sie schützen auch Ihr Gehör, während Sie den Lautsprechern ausgesetzt sind.“ [Link] Die Musiker schützen sich also vor der Lautstärke, die sie selbst erzeugen, muten diese aber dem Publikum zu. Natürlich können sie so alles ‚kristallklar‘ hören, aber eben das ist es ja, was Live-Musik gerade nicht ist. Konsequent müsste man auch dem Publikum Kopfhörer geben, denn es hört doch wie vorher den Klangbrei aus den Lautsprechern. Jimi Hendrix arbeitete gerade damit, die Doors, Eric Clapton, Neil Young und The Who auch, mit Rückkopplungen, Schreien, Brüchen, Hämmern. Das riskierte immer ein schlechtes Konzert, eröffnete aber die Möglichkeit einer unbeschreiblichen Präsenz, wenn es gelang. Dann verschmolz der Musiker mit dem Raum und der Imagination der Konzertbesucher. Man konnte das auch nicht aufzeichnen, es gab ja keine Quelle, sondern alles entstand aus einem Relief von Resonanzen.

Institutionelle Bekundung vs. individuelle Gefühle

Oft entstehen Paradoxien. Institutionen bekunden eine Weltsicht, es schließen sich dem sogar weitere Institutionen an. Die so veröffentlichte Meinung scheint das zu sein, was gilt, die unausweichliche Wahrheit. Die Realitätsinterpretationen der Sprecherinnen und Sprecher der Institutionen sind homogen, dazu handeln diese dementsprechend. Gleichzeitig aber gibt es ein Gefühl der Menschen, das der verlautbarten Meinung, die von überall her ertönt, entgegensteht. Aber da die Institutionen mit solcher Macht sprechen, trauen sich die Menschen nicht, ihr Gefühl zu zeigen. Dass die Funktionäre so handeln, liegt nicht daran, dass sie als Mensch die Realität so interpretieren. Sie agieren nur als Agent der Institution, als deren Repräsentant. Und da folgen sie mehr dem, was die Institution von ihnen erwartet, als dem, was sie als Mensch fühlen. Sie wollen Erfolg haben. Aber kurz später bricht sich diese gefühlte Weltsicht der Menschen Bahn. Niemand hat die Verlautbarungen geglaubt. Die Institionen und ihre früher mit solch einem Nachdruck vertretene Meinung fällt wie ein Kartenhaus zusammen. Die Macht war nur scheinbar.

2023.08.22

Metallica Live - im Kino

Am Samstag (19. August, ab 16.00 Uhr) sah ich Metallica, im Kino Cinestar Metropolis Frankfurt am Main. Die Idee fand ich schön. Metallica übertrugen zwei Konzerte in Dallas (Arlington Stadion, Regie Gene McAuliffe) live weltweit in die Kinos, zwei Konzerte mit unterschiedlichen Setlisten. Die Karten der Tournee sind blitzschnell ausverkauft - und so dachte ich, dass diese Heavy-Metal-Idee, die den Übertragungen der Metropolitan Opera nachempfunden ist, ein großes Publikum finden würde. Aber ich hätte die Karte nicht reservieren müssen. Der Saal 5 zählt mehr als 600 Plätze, aber mehr als elf (!) Zuschauer kamen nicht. Vielleicht mogelten sich noch wenige in den dunklen Saal hinein, aber mehr als 15 Zuschauer waren es garantiert nicht. Immerhin gab es einen solitären Headbanger, der für Metal-Atmosphäre sorgte.
Woran liegt diese Diskrepanz? Im Grunde gibt es akustisch keinen Unterschied zwischen dieser Live-Übertragung und der im Stadion, denn auch hier wird alles abgemischt und technisch übertragen. Natürlich ist die Atmosphäre anders, aber so wenig Menschen? Wie war es in anderen Ländern? Metallica machten das schonmal 2021. Wie war der Erfolg zu Corona-Zeiten [Link]?
Filmisch fand ich die Sache nicht so gelungen, der Blick schwebte wie bei Sportübertragungen umher, es gab kein Verweilen bei einem Musiker. Der Sound war gut, aber Dolby Atmos hätte mehr hergegeben. Irgendwie ein Stereoemulat, dachte ich. Die Bässe fehlten, auch die Transparenz. Auch die Stadionatmosphäre wurde nur sehr unvollkommen eingefangen. Aber da liegt dann ohnehin das Problem: Will man den Eindruck einer Live-Übertragung erwecken oder soll das Publikum des Kinosaals die Atmosphäre liefern? Der Bass und auch Kirk Hammetts Gitarre waren etwas zu leise zu hören, die Drums von Lars Ulrich dafür umso mehr. Die Gesamtlautstärke dürfte dem des Stadions nahe gekommen sein.
Man hatte offenbar den Anspruch, live so perfekt zu spielen wie im Studio. Das ist nahezu gelungen. Und wenn sich einer mal verspielte, Hetfield etwa, wurde die Gitarre schnell leiser. Nach einer halben Stunde löste sich die Anspannung und diese für Metallica typische rhythmische Kälte kippte und löste sich in Energie auf. Hammetts Spiel ist wie das von Joe Satriani technisch grandios. Aber beide Gitarristen spielen ohne Emotion. Sie wagen auch nichts. Das ist dann berechenbar und eine Art von Vorführleistung. Was hätten Jimi Hendrix, Jimmy Page oder BB King da gemacht? Sie wären ein Wagnis eingegangen, auch auf die Gefahr hin, zu scheitern. Ich hätte mir gewünscht, dass die Kamera mal Lars Ulrich nur einen kompletten Song lang zeigt. Wie ein Junge sitzt er da, virtuos, als ob er noch mit der Zunge und dem Kopf trommeln wolle. Wäre auch ein Split Screen gut gewesen, wie bei den Elvis-Konzerten? Gut fand ich die Idee der kargen Bühne. Da zählte nur die Musik, das hat man heute wirklich selten. Natürlich, dann wird die Bühne im Hinblick auf die Sicherheit konstruiert, eine kleine Bühne für die Fans, die anderen Zuschauer sitzen auf den Rängen. Auch die Symbolik eckt nicht mehr an, das Fan-Tshirt erinnert an Fußballtrikots, die Videos sind ornamental. Ich fand Orion und Seek and Destory die besten Lieder, letzteres mag ich überhaupt nicht, es hatte aber ein unglaubliches Timing [Setlist Link]. Sie spielten keine Zugabe, boten spielerisch keine Überraschung, lieferten aber gute Arbeit.
Offenbar muss sich auch eine Mega-Band wie Metallica das Live-Kinopublikum erst noch erspielen. Aber die Idee ist super. Da sollte man weitermachen.

2023.08.18

Gewitter

Friedrich Hölderlin schrieb in seinem Gedicht Die Sprache: „Im Gewitter spricht der Gott“. Vorgestern Nacht zog ein Gewitter über Frankfurt am Main. Geräusche, als ob der Himmel reißt.

Donner am 16. August, Frankfurt am Main, Dornbusch, 22:03 Uhr

Friedrich Hölderlin Die Sprache

2023.08.11

Blickachsen

Im Bad Homburger Kurpark und Schlosspark sind bis zum 1. Oktober 2023 zahlreiche Skulpturen im Rahmen der mittlerweile 13. Blickachsen-Biennale zu sehen [Link]. Schwer zu beurteilen, was mit den Skulpturen danach geschieht. Vielleicht sind sie geleast? Oder möchte sie bis dahin jemand kaufen? Dann wäre es eine Form der Open-Air-Galerie.
Es ist ein Zeichen der Zeit, dass man temporäre Skulpturenausstellungen macht und diese Unvergänglichsten der Kunstwerke nur für Monate zeigt. Es ist dies gerade das Gegenteil von dem, was eine Skulptur sein kann, nämlich Zeiten zu überdauern und in diesem Überdauern der Zeiten Geschichte erlebbar zu machen. Ein Konzept hinter den verschiedenen Arbeiten ist schwer zu finden, offenbar haben alle Künstler für sich alleine gearbeitet. Trafen sie sich jemals? Stimmten sie ihre Arbeiten irgendwie aufeinander ab? Einem einzigen Künstler den Park zu überlassen, seine Skulpturen kaufen und ihm/ihr so ein angenehmes Leben über Jahrzehnte zu ermöglichen, das wäre ein großer Wurf. Autonome und kritische Kunst käme dabei heraus. So aber ist das alles gefällig und beliebig, man kann die Skulpturen austauschen wie man in einem Katalog blättert. Und im nächsten Jahr stehen am gleichen Ort wieder andere.
Eine der schönsten Skulpturen, die ich kenne, ist der Frankfurter Hammering Man von Jonathan Borofsky (1991) bzw. dessen Varianten [Link]. Er gibt dem Ort eine Besonderheit, Unverwechselbarkeit, dazu ist die Idee, solch eine Figur des Industriezeitalters in die Bankenstadt zu verlegen, ganz wunderbar. So etwas könnte man doch auch in Bad Homburg machen. Dann wären die Blickachsen ein Anfang. Man könnte sich auf das Casino beziehen, auf die Geschichte Bad Homburgs etc. Was für schöne Ideen ließen sich da entwickeln!

Der Preis der Stimme

Der Kauf von Wahlstimmen ist in Deutschland verboten. Gleichwohl ist die Werbung, daher die Manipulation von Wahlentscheidungen, erlaubt. Je nach Finanzstärke der Parteien ist diese Werbung entsprechend umfangreicher. Was aber wäre eine Wählerstimme wert? Der Ertrag des Landes Hessen ist 2023 mit 41 071 930 400 Euro veranschlagt [Link], also ca. 41 Milliarden Euro. In Hessen gab es 2018 ca. 4 372 000 Wahlberechtigte [Link]. Das wäre also pro Stimme ca. 9394,- Euro pro Jahr, bei gleichbleibendem Etat und einer Legislaturperiode von fünf Jahren also insgesamt etwa 50.000,- Euro. Da man aber nur 51 Prozent der Stimmen kaufen müsste, würde man nur 2 229 720 Stimmen bezahlen. Die Frage wäre natürlich, ob die Partei, deren Stimmen man dann gekauft hätte, auch im eigenen Sinne agieren würde. Vielleicht würde sie ihre Unabhängigkeit beweisen wollen, eventuell auch Neuwahlen ausrufen etc. Auch wäre es an den Wählern, über das Geld zu verfügen. Sie könnten einen Fonds einrichten, eine neue Partei damit gründen etc.

2023.08.10

Erfolg vs. Anerkennung

Das Anerkennungskonzept wurde seit den 1990er Jahren vom Erfolgskonzept abgelöst. Das sind tiefgreifende Änderungen im Wertesystem der Gesellschaft gewesen. Anerkennung ist eine Form der Wertschätzung, die einem freiwillig von Anderen verliehen wird. Sie haben genügend Reserve und können die Arbeit, die man geleistet hat, beurteilen. Mitunter besteht die Anerkennung ‚nur‘ in einem ausgesprochenen Lob. Sie kann sich aber auch in einer Beförderung äußern, in einer Statuserhöhung etc. Wichtig ist aber, dass die Anerkennung öffentlich vorgetragen und von den konkreten Menschen getragen wird. Erfolgt die Anerkennung häufig und von verschiedenen Stellen her, spricht man von einer Reputation. Dies ist ein Schutz gewesen, eine gefühlsmäßige Aufgehobenheit. Die Gesellschaft zeigt, dass sie einen für die Arbeit, die man erbracht hat, nicht im Stich lässt. Dafür bürgten diejenigen, die die Anerkennung aussprachen, mit ihrem Namen. Viele Schriftsteller, man denke an Arno Schmidt, genossen hohe Anerkennung, aber sie hatten vergleichsweise wenig Erfolg. Heute ist das Aussprechen der Anerkennung nahezu folgenlos, weil die Menschen sich institutionell in einem Erfolgsraster bewegen. Sie müssen eine spezifische, institutionell geforderte und mitunter unsinnige, aber nachprüfbare Leistung erbringen. Wer Erfolg hat und wer nicht, hängt mit der Anerkennung wenig zusammen. Mitunter wollen diejenigen, die Erfolg haben, gar nicht wahrgenommen werden. Sie können auch nicht stolz auf den Erfolg sein, da sie wissen, dass sie ihm mehr Zufällen zu verdanken haben und ihrem Durchsetzungsvermögen denn ihrer erbrachten Arbeit. Da die Anerkennung gesellschaftlich ein hohes Ansehen genoss, waren die Anerkannten vom Neid nicht betroffen. Ihre Arbeit war verbürgt. Anders natürlich bei den Erfolgreichen. Ihr Vernögen, ihr Lohn, ihr Besitztum wird ihnen geneidet, weil sie eben nur am richtigen Ort zur richtigen Zeit waren und in anderer Konstellation mitunter zu den Erfolglosen zählten. Weil alles optimiert wird, zeitlich per (quantifizierbarer) Leistung geregelt, bleibt denjenigen, die Anerkennung aussprechen wollen, kaum Gelegenheit dazu. Es wirkt mitunter zynisch, wenn man den Erfolglosen Anerkennung zollt. Da ihre Arbeit sich nicht monetär äußert, kann sie nicht honoriert werden. Und auch das Aussprechen von Anerkennung hat auf den Erfolg kaum Einfluss.
Wissenschaftlicher Erfolg einer Publikation wird heute anhand der Zitationshäufigkeit in Aufsatz-Datenbanken bestimmt. Dann entsteht so etwas wie eine sekundäre Anerkennung dieser ‚Erfolge‘. Man tut so, als könne man die Anerkennung durch diese Erfolgsbestimmung, die an merkwürdigen Kriterien entlang entwickelt ist, ersetzen.

2023.08.06

Differenzierungsvermögen und Technik. Klimawandel stoppen durch Tugendänderung

Es gibt so etwas wie ein Differenzierungsvermögen bei der Technik. Man muss wissen, was genau die Apparatur macht. In der Regel ist es so, dass man nur weiß, dass sie unter bestimmten Bedingungen etwas macht, aber nicht, warum und wie sie das macht. Es gibt bei jeder Technik, Martin Heidegger hat das wunderbar beschrieben, eine derart große Fülle von Folgewirkungen bzw. Änderungen in der Weise der Welterfahrung, dass niemand genau weiß, was da geschieht.
Derzeit versucht man, durch Einsatz von grüner Energie, Windrädern, Elektroautos etc. den Klimawandel zu stoppen. Das ist ein abstraktes Maß, aber wer das Ozonloch erlebte und die Vorhersagen, wird dem grundsätzlich zustimmmen. Die Prognosen sind seriös, das Klima erwärmt sich weltweit, mit den vorhersehbaren Folgen. Die Frage ist nur, wie man dem begegnet. Man könnte den Katastrophenschutz massiv ausbauen und dann einfach weiter machen wie bisher. Der Weg, den man wählte, ist dem nicht unähnlich. Man ändert seine Gewohnheiten nicht, verzichtet nicht auf Flugreisen und fährt munter weiter Auto, wirft Gegenstände nach wenigen Monaten Gebrauchs weg, erzeugt Unmengen Müll. Und damit dieser zerstörerische Lebensstil aufrecht erhalten werden kann, setzt man neueste, CO2-neutrale Techniken ein, die aber nur dem Anschein nach neutral sind. Jedes Windrad erzeugt bei der Produktion Tonnen CO2, genauso wie das Elektroauto. Aber dann beim Betrieb sind sie grün, produzieren direkt kein CO2.
Ich meine, eine wirkungsvollere Reaktion auf die Vorhersage wäre, die Tugenden zu ändern. Man müsste Bescheidenheit lernen, zufrieden sein mit dem Ort, an dem man lebt und den Menschen, die einen umgeben. Die Nahrungsmittel müssten mehr der Ernährung dienen, weniger dem Genuss. Und man müsste sich den natürlichen Bedingungen anpassen, im Winter frieren, im Sommer schwitzen, früher zu Bett gehen, wenn es dunkel wird. Das hätte unmittelbare Auswirkung und würde die Menschen friedlicher machen. Aber die Politikerinnen und Politiker lehnen dies ab mit dem Hinweis, dass das die Menschen nicht wollten. Es wäre tatsächlich eine geduldige Erziehungspraxis der Menschheit wichtig. Diese müsste auch die Motive des CO2-Verbrauchs einbeziehen.

Über Bedürfnisse

Bedürfnisse wie Hunger, Durst, Wärme, Schutz vor Kälte etc. werden gesellschaftlich befriedigt. Aber das Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Lust ist dem ausgelagert. Man will dem nicht instrumentell begegnen, mit Produken. Es entstehen so aber Verschiebungen. Wie sähe eine Gesellschaft aus, die die Lust den anderen Bedürfnissen gleichordnen würde?

Den Geist überschauen wie beim Kind

Bei Kindern kann man die möglichen Reaktionen vorhersehen. Das Spektrum an Ausdrucksformen ist noch zu klein. Dennoch wähnen sich Kinder in Freiheit und werden mitunter zornig, wenn die Erwachsenen deren Spielraum überschauen und über sie schmunzeln. Überhaupt ist dies eine kränkende Erziehungspraxis für das Kind. Man sollte immer den Eindruck erwecken, es handele frei und man überblicke seine Motive nicht. Irgendwann lösen sich die Kinder, es wird komnplexer. Man kann sich aber eine KI vorstellen, die die möglichen Reaktionen des Menschen so vorwegnimmt, wie wir dies bei Kindern tun oder gar bei Tieren.

2023.07.30

Japanische Grillen (Semi, 蟬) in Mita/Tōkyō

Der Klang der Natur ist anders. Ich meine, dass auch die Wolken in Japan höher stehen, dass sie in Deutschland niedriger ‚hängen‘, sie sehen anders aus, dramatischer. In Deutschland stimmt man die Bepflanzung auf den Ort ab, Parks sind schattig, von Grün umrandet. In Japan sind es gleißende Zonen, inmitten der Sonne ragen einzelne Stämme, deren Schatten nach außen geht.

2023.07.20

Joseph Weizenbaum über die KI

In der Mediathek des Deutschlandfunks kann man derzeit ein interessantes Interview mit dem Gesellschaftskritiker und Computerexperten Joseph Weizenbaum aus den 1980er Jahren hören [Link]. Sein Buch Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft ist heute genauso lesenswert wie im Jahr 1976, als es erschien.

Drehbuchautoren und Schauspieler streiken in Hollywood

Richtig klar ist mir nicht, was es bedeutet, wenn Drehbuchautoren streiken. Liefern sie keine Texte ab? Wirklich? Jedenfalls ist ein Streik wichtig für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und auch die Gefahr, durch KI-Simulate ersetzt zu werden, ist ganz präsent. [Link FAZ] [Link Sag Aftra Gewerkschaft]

2023.07.15

Chip Act. Technologie teuer einkaufen, anstatt sie zu machen

Eigentlich möchte ich auf diesem Blog nicht gerne über negative Nachrichten schreiben. Das machen die Medien ansonsten schon genug. Aber manchmal muss ich Kritik üben. Tagesschau.de schreibt über den European Chip Act, ein Vorhaben, das die Chiproduktion in Europa stärken soll:
„Die EU will mit dem Gesetz Genehmigungsverfahren für den Bau von Chipfabriken vereinfachen und staatliche Beihilfen erleichtern. Das soll mehr Hersteller nach Europa holen und geht auch ausländische Unternehmen an, die in Deutschland produzieren wollen: Intel in Magdeburg, Wolfspeed im Saarland, Infineon und TSMC in Dresden. Versorgung sichern Ein Notfallmechanismus samt Frühwarnsystem soll greifen, wenn die Versorgung wieder knapp wird wie während der Corona-Pandemie. Dann kann die Kommission Firmen anweisen, bestimmte Halbleiter herzustellen oder diese im Namen der Mitgliedsstaaten zentral einkaufen. Insgesamt will die EU laut Kommission 43 Milliarden Euro an öffentlichen und privaten Investitionen ankurbeln. Den Großteil sollen die Mitgliedsstaaten aufbringen. Aus dem EU-Haushalt kommt vergleichsweise wenig.“ [Link]
Schaut man sich an, was konkret gemacht wird, so kann man sich nur wundern. Die europäischen Regierungen geben den großen Chipherstellern Unsummen an Förderung, damit sie in Europa produzieren. Man lässt also produzieren, hat schon gar keine Vision mehr, dass man vielleicht einen eigenen, anderen, besseren, vielleicht umweltfreundlicheren Halbleiter bauen kann. Das würde tatsächlich eine Kooperation auf allen Stufen verlangen, ein sehr komplexes Ineinandergreifen von Wissenschaft und Wirtschaft, ein ausbalanciertes, auf lange Sicht hin angelegtes soziales Förderprogramm nämlich. Denn einfach mit dem Aufbau von Maschinen ist es hier nicht getan. Aber diesen Anspruch hat man offenbar von Beginn an nicht gehabt. So wird man immer nur in der zweiten Reihe landen, kaufen, was andere machen. Mit dem einzigen Unterschied, dass man nun die Konkurrenz im eigenen Land produzieren lässt. Ein europäischer Computer, ein europäisches Betriebssystem (es gäbe es, Linux, es wird aber nicht genutzt), ein europäisches Handy, all das ist in weiter Ferne. Die Ungeduld und der Mangel an Vertrauen in die Kooperationsfähigkeit hindern Europa daran, seine Chancen zu nutzen.

Kommentar zur Krankenhausreform

Die Materie der von Gesundheitsminister Lauterbach geplanten Krankenhausreform ist sehr komplex und ich müsste mich da zu lange einarbeiten. [Link] Was man aber jetzt schon sagen kann, ist, dass eine Betrachtung des Krankenhauses als solitärer Einheit, wie es offensichtlich geschieht, vollkommen weltfremd ist. Wer heute in ein deutsches Krankenhaus muss, wird sich wundern, wie lange die Fahrtzeiten bis zur nächsten Fachklinik sind. Und diese Kosten, etwa die der ambulanten Versorgung, der Krankenfahrten, sind irreal hoch. Wo also mit Strukturplänen am einzelnen Krankenhaus gespart und optimiert wird, da entstehen an anderer Stelle horrende Kosten. Diese werden aber von den Statistiken der Bürokraten nicht erfasst. Hinzu kommt die soziale Frage der Gesundung. Menschen, die alleine im Krankenhaus liegen, zig Kilometer von der Wohnung und der Familie entfernt, bekommen weniger Besuch. Sie entwickeln kaum Lebenskraft, gerade ältere Menschen, versinken regelrecht, mit Medikamenten vollgepumpt, in der Krankenhausbürokratie. Immerhin gibt es viele Ärztinnen und Ärzte, Krankenpfleger, Physiotherapeuten etc., die das ausgleichen. Aber auf ihren Schultern lasten diese Reformen. Gesundheit kostet Geld. Man sollte lieber fragen, wie sinnvoll es ist, teure High-Tech-Röntgenapparaturen anzuschaffen. Ob nicht Vorsorge, mehr Ruhe für die Ärzte dem Gesundheitsprozess förderlicher wäre.

2023.07.14

Interstate von Neil Young

„Das Fünfe-gerade-sein-Lassen ist ein guter Weg, der Deutschland nach vorne bringt“

In diesem Sprachkunstwerk aus Floskeln, Phrasen, allgemeinen Wendungen, der Sommerpressekonferenz des Kanzlers, muss man schon intensiv auf die Suche nach Inhalt gehen. Er verschwindet im Sprachnebel. Dass Olaf Scholz die Notwendigkeit von Kompromissen herausstellt, ist gut. Aber Kompromisse wurden von der Regierung nicht gemacht. Das hieße, dass man auf die Bevölkerung hört und die Vorhaben mit dieser abstimmt. Aber stattdessen hat man versucht, etwa bei den Wärmepumpen, alles hastig von oben zu entscheiden. Die Aussage, dass das Fünfe-gerade-sein-Lassen ein guter Weg sei, der Deutschland nach vorne bringe, hat mich immerhin irritiert. Hier wird das Schummeln, die Ungenauigkeit zum Leitbild erhoben. Wenn es nicht passt, na, dann lassen wir fünfe gerade sein, es wird schon irgendwie gehen. Dieses Lavieren führt aber, wie man bei der Bahn, beim Gesundheitssystem etc. sieht, dauerhaft und von vielen angewandt zur Dysfunktionalität der Infrastruktur. Man muss doch fragen, warum etwas nicht funktioniert und dann überlegen, wie man es besser macht.

2023.07.13

Weltflucht. Verkapselung. Konflikt

Die Menschen heute flüchten sich in imaginäre, mediale Welten. Sie schauen auf ihr Handy und sprechen nicht mit den Nachbarn. Es bilden sich so virtuelle Peer Groups. Die virtuelle Welt erfüllt die Wünsche einfach zu leicht. Sobald dann die äußere Realität Probleme bereitet, Anstrengungen erfordert, widersprüchlich wird, kapseln sich die Menschen ein. Sie möchten eine Auseinandersetzung, die die einzige Lösung wäre, nicht führen. Sie erfinden panzerartige, künstliche Identitäten. Sie fühlen sich erhaben, wenn sie sich von der physischen Seite des Konflikts freihalten können. Kommt es dann aber in der Realität, im Alltag, ganz konkret zu Unstimmigkeiten, denen nicht mehr ausgewichen werden kann, brechen irrationale Konflikte hervor, weil beide Seiten keinen Alltagsbezug mehr haben. Sie definieren die Situation von ihrer Verkapselung her. Es kommt zur physischen Gewalt. Gewalt aber stand am Beginn, als die Menschen sich vom Alltag abwendeten. Die virtuelle Welt ist nur ein Surrogat.

Entwurf einer offenen Universität

Der nebenstehende Entwurf zeigt eine architektonische Utopie einer offenen Universität. Das Gebäude ist für den Sommer ausgelegt bzw. für tropische Gegenden. Es hat keine Wände und die drei Stockwerke ruhen nur auf vier Trägern. Es weht also permanent Wind durch das Gebäude. Man sitzt auf dem Boden, kann aber auch Stühle benutzen und hat es schattig, wozu auch das palmenförmige Dach beiträgt. Das Gebäude ist von einem drei Meter tiefen Teich umgeben, in dem man schwimmen kann. Man betritt das Gebäude über eine Brücke und gelangt durch die Gehspirale, die sich bis nach oben windet, in die anderen Stockwerke. Von oben kann man gefahrenlos in den Teich springen. Auch Besucher können nach oder vor dem Seminar, vielleicht sogar in einer kurzen Pause ein erfrischendes Bad nehmen. Die drei Stockwerke bzw. Seminarareale sind umweltfreundlich ausgelegt, eine Klimaanlage ist nicht erforderlich. Monitore, Leuchten, Beamer etc. gibt es nicht, stattdessen eine schöne Aussicht auf die Landschaft. Die Studierenden müssen eventuell bei starkem Wind auf ihre Handouts aufpassen. Zur Sicherheit umgibt die Stockwerke ein Geländer.

2023.07.11

Zwei Utopisten der Architektur: Oscar Niemeyer (1907-2012) und Ken Adam (1921-2016)

Oscar Niemeyers Architektur kennzeichnet der beinahe kindliche, krakelige Entwurf zu Beginn, eine spontane Idee, eine Eingebung des Gefühls. Und dann die Wellen, Kurven, Architektur als Skulptur, als Kunst, oftmals unpraktisch, aber schön, Botschaft an die Zukunft. Die großen Entwürfe Brasilias, ihm überlassen, keine Ausschreibung an viele, keine Lebenszeitverschwendung, sondern Vertrauen, Ekstasen des Entwerfens. Besonders schön das Contemporary Art Museum (Rio de Janeiro, Niteroi, 1991) [Link] und seine Villa Canoas House (Rio de Janeiro, 1953) [Link]. Demgegenüber der Filmarchitekt Ken Adam. Er geht nochmal einen Schritt weiter, entwirft Filmbauten, aber auch er ist in der Zukunft, kann aber auch die Vergangenheit wunderbar imaginieren, auch andere Kulturen. Entwürfe für Stanley Kubricks Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (1964) und Barry Lyndon (1975) und seine großartigen Arbeiten der Kulissen zu James Bond (You Only Live Twice, 1967 und viele mehr). Auch bei Adam steht der Impuls am Beginn, mit Filzschreiber aufs Papier gebracht, zwar Linien, die sich aber im Raum kreuzen und verformen, als seien sie Schweife eines Kometen. Kristina Jaspers schreibt ganz treffend:
„Die Begeisterung für die Oberflächenstruktur und Formenvielfalt von Béton brut verbindet Ken Adam noch mit einem weiteren Architekten seiner Generation: Oscar Niemeyer. Dessen futuristische, kurvenreiche Bauten in Brasilien könnten ebenfalls als Bond-Sets fungieren. Insbesondere die Platzierung seiner Gebäude in Blicknähe von Seen oder Pools, in denen diese sich spiegeln und damit gleichsam zu schweben scheinen, lässt eine Nähe zu Adams Raumauffassung erkennen.
Eine gegenseitige Rezeption ist nicht belegt, drängt sich jedoch auf. Vergleicht man die weit auskragenden geschwungenen Stützen von Niemeyers Präsidentenpalast in Brasilia (1958) oder die pilzartige Form seines direkt am Meer gelegenen Museu de Arte Contemporânea in Niterói (1996) mit Ken Adams Entwürfen für die Kommandozentrale „Atlantis“ in THE SPY WHO LOVED ME (GB, US 1977, Regie: Lewis Gilbert), so wird deutlich, wie sehr beide Gestalter zeitlebens einer ähnlichen Formensprache folgen: radikale geometrische Abstraktion, Schwünge und Wölbungen voller Eleganz, sowie Bauformen die der Schwerkraft zu trotzen scheinen, bestimmen beider Vokabular.“ (Aus: Kristina Jaspers: (Un-)bewusste Reminiszenzen. Ken Adams bildkünstlerischer Kosmos [Link].)

Siehe dazu:
Andreas Krieger: Die Kurven des Lebens, 2007. [Link Vimeo]
Ken Adam-Archiv [Link ]

Vorschläge der Monopolkommission zur Bahn-Reform der Reform

Dieser Tage hörte ich in den Medien einen Kommentar. Dort hieß es, die Bahn brauche doch keine Fahrpläne mehr, viele Züge seien ohnehin unpünktlich. Und man muss dem zustimmen. Die Fiktion, dass ein Zug komme, erzeugt bereits viel Unmut, wenn er wiedermal ausbleibt. Besser wäre es, die Fahrpläne einzustampfen und den Gästen einfach zu sagen, sie sollen ihre Fahrkarte kaufen und am Gleis X auf einen Zug warten. Man könnte diesen ja ankündigen, soweit die Ankunft sicher ist.
Kaum zu glauben, dass das mit dem Fahrplan einmal funktionierte. „Alle reden vom Wetter, wir nicht.“ war der Slogan der Bahn aus den 1960er Jahren. Sie kam einfach immer pünktlich und war zuverlässig. Woran lag das? Wie hat sie das geschafft? Ganz einfach: Der Staat war der Eigentümer, dann wurde nach Bedarf der Fahrplan erstellt und mit Reserven ausgeführt. Die Zugführer waren Staatsbedienstete, konnten also in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit waren eine Tugend (so wie es heute noch in Japan der Fall ist, glücklicherweise). Dann kamen Politiker auf die Idee, die Bahn zu privatisieren. Und es entstand ein Pseudo-Konzern, der im Ausland investierte und im Inland sparte, bei dem einfachste Regelungen in Konkurrenzbetrieben versandeten. Und so haben wir das, was heute ist, eine Ruine. Und die Monopolkommission setzt noch weiter auf Privatisierung, so als wolle sie den Untergang nochmals beschleunigen. Es kann in einem solchen kollektiven Verkehrssystem wie dem der Bahn keine Konkurrenz geben. Natürlich werfen die Hauptstrecken einen Gewinn ab, wenn sie von mehreren Unternehmen parallel genutzt werden. Aber es geht doch um ein Angebot auch für die, die in kleinen Städten wohnen. Auch da muss der Zug fahren, pünktlich, günstig und regelmäßig. Das rentiert sich nicht immer. Sind das so schwierige Überlegungen? Hier die Empfehlung der Monopolkommission, die die Idee des Wettbewerbs ungeachtet seines Scheiterns seit Jahren wiederholt und immer neue Begriffe für die Ruinierung eines Staatsbetriebs erfindet:
„Umstrukturierung des DB-Konzerns wettbewerblich angehen.
Die Bundesregierung strebt aktuell eine Umstrukturierung des DB-Konzerns an. Die Infrastruktureinheiten DB Netz und DB Station & Service sollen zu einer neuen, gemeinwohlorientierten Infrastruktursparte (InfraGo) zusammengelegt werden. Bei der reinen Zusammenlegung darf es jedoch nicht bleiben. Vielmehr ist auf eine wettbewerbliche Ausgestaltung der InfraGo zu achten. Die Monopolkommission empfiehlt hierzu eine weitgehende wirtschaftliche und organisatorische Unabhängigkeit von den anderen Gesellschaften des DB-Konzerns. Hierzu sollte eine personelle Unabhängigkeit des Vorstands und des Aufsichtsrats der neuen Gesellschaft von den Verkehrsgesellschaften des DB-Konzerns sichergestellt werden.“ [Link]
Man muss sich vorstellen, was mit der Infrastruktur Bahn zerstört wird: Vertrauen, Tugenden wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit. Das ist sicherlich der tiefgreifendste Verlust. Aber dann entstehen auch Folgekosten. Wer glaubt, dass die Bahn alleine lukrativ sein muss, irrt sich. Denn jede Verspätung führt zu Folgekosten, Problemen, Stockungen, setzt also eine Dysfunktionalität bis in die Gesellschaft hinein fort, ungeachtet der negativen Gefühle. Überhaupt ist diese Idee eines schnellen Zuges, wie sie weltweit beworben wird, in sich verdreht. Denn der Zug konkurriert nicht mit dem Flugzeug. Er ist ein bequemes und komfortables Verkehrsmittel, man schaue auf die Speisewagen des 19. Jahrhunderts. Was macht es, wenn er eine Stunde länger braucht und dafür günstiger, pünktlicher und komfortabler ist? Man kann doch im Zug alles machen, essen, lesen, schlafen. Die Zeit ist doch nicht verschwendet wie im Flugzeug. Hier haben sich offenbar Technokraten durchgesetzt. Die Bevölkerung badet es aus.
Bundestagssitzung vom 22. Juni 2023
Reden im Volltext auf Bundestag.de [Link]

2023.07.09

Rammstein in Padua

Doc Motte und der Rave Planet pulsieren wieder in Berlin

Der Chemiker Kurt Wüthrich, Nobelpreisträger, fühlt sich diskriminiert und bekommt die Antwort aus dem Auditorium

Die Lindau Nobel Laureate Meetings kennzeichnet nicht nur der deutsche und schweizerische Sprachrhythmus, der bei den englischsprachigen Reden durchklingt. Kurt Wüthrich beklagt im Panel The Future of Structural Biology am 27. Juni 2023 mit Bezug auf ein Interview mit Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard zur Frauenquote [Link] eine ‚Diskriminierung der Männer‘. Nüsslein-Volhard sagte in dem Interview mit Dirk Grupe am 27. Juni 2023 in der Schwäbischen:
Die bestehenden Verhältnisse sind also so in Ordnung, wie sie sind?
Zumindest wird dem Thema zu viel Aufmerksamkeit beigemessen. Wir sollten mehr über die Qualitäten, die Leistungen und die Forschung selbst reden. Die Frauen haben diese Problematisierung eigentlich nicht mehr nötig. Ich finde das auch herabsetzend, als wären sie minderbemittelt und bräuchten extra Hilfe.

Die Frauenquote halten Sie demnach für falsch?
Früher war so etwas wohl sinnvoll, jetzt sollte man damit aber vorsichtig sein, sonst kommt es zur Männerdiskriminierung! Und mehr Takt walten lassen, nicht immer herausstellen, dass wir jetzt unbedingt eine Frau brauchen. Da müssen sich die Betroffen doch sofort als Quotenfrau fühlen. Das finde ich würdelos.
Daraufhin sagt Wüthrich, er fühle sich diskriminiert: „I must say as a male scientist I have a feeling of discrimination when I am here in the climate that this meeting is being held.“ [Link] Sein Beitrag ist ab der 25. Minute, seine Klage ab 29. Minute, Kritik aus dem Auditorium von einer Frau ab 46. Minute.

2023.06.27

Wanderung Karuizawa. Ryūgaeshi Wasserfall (竜返しの滝, ryūgaeshi no taki) und Shiraito Wasserfall (白糸の滝, hiraito no taki)

Karte
Allgemein [Link]
Wanderrouten [Link]
Hier einige Loop-Videos der Tour ohne Ton:
Ryūgaeshi Wasserfall (竜返しの滝, ryūgaeshi no taki)

Shiraito Wasserfall (白糸の滝, hiraito no taki)

Und hier ein paar Photos:

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In meiner Arbeit Gefühl und Alterität unternehme ich den Versuch, in philosophischen Miniaturen alltägliche Gefühlsmomente darzustellen. Das Buchprojekt im Büchner-Verlag ist als Serie angelegt. Veröffentlicht sind bereits 1.999 Notizen. Die Miniaturen sind nicht abgeschlossen. Man soll sie diskutieren, weiterdenken, hinterfragen und ergänzen. Auf dieser Webseite veröffentliche ich einige Fragmente, die dann in den dritten Band einfließen werden. Da ich unter keinem Zeitdruck stehe, warte ich so lange, bis ich meine, der Band sei nun reif für die Publikation. Wenn Sie mir eine E-Mail schreiben möchten, erreichen Sie mich unter Andreas Becker, beckerx[at]gmx.de. Zur meiner persönlichen Homepage geht es hier https://www.zeitrafferfilm.de/.
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